Altar Podelwitz

500 Jahre Podelwitzer Altar

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Geschichte der Podelwitzer Kirche

Die Kirche zu Podelwitz ist eine der am reichsten ausgestatteten Dorfkirchen im Raum Leipzig. Die für eine Dorfkirche verhältnismäßig große Kirche liegt an der Grenze zwischen den Orten Podelwitz und Rackwitz (ehemals Güntheritz). Zwischen beiden Orten verlief die sächsisch-preußische Grenze von 1815. Zeitweise haben etwa dreizehn Dörfer zu dieser Kirche gehört. In der ersten Hälfte des 15. Jahrunderts wurde knapp die Hälfte davon wüst. Heute gehören durch Zusammenschlüsse und den Abriss von Schladitz auf Grund eines Braunkohletagebaus noch die vier Orte Hohenossig, Zschölkau, Rackwitz und Podelwitz zur Podelwitzer Kirche. Seit dem 01.01.2012 gehören die Kirche mit den dazugehörigen Orten zur Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Podelwitz-Wiederitzsch.

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung der Kirche stammt aus einer Schenkungsurkunde, die am 24.12.1250 auf der Neuenburg bei Freyburg/Unstrut unterzeichnet wurde: Heinrich dem Erlauchten, seinerzeit "Meißens und des Ostlandes Markgraf, Thüringens Landgraf und Sachsens Pfalzgraf" übertrug die "Kirche Podelwitz samt Zubehör" an "die Brüder vom Deutschen Hause".

Romanische Elemente der Kirche sind bis heute erhalten: Lagersteine in den Fundamenten der Süd- und Nordwände des Kirchenschiffs, die Sakristei mit Tonnengewölbe und Piscinium und einer der beiden Taufsteine stammen aus dieser Epoche. Vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammt auch die kleinste der drei Bronzeglocken. Zwei weitere Bronzeglocken stammen aus den Jahren 1682 und 1689.


Der Fürsorge durch den Deutschen Ritterorden verdankt die Kirche den Um- und Ausbau in spätgotischem Stil. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (Abschluss um 1490, spätestens 1493) wurde der Chorraum erweitert und dem Kirchenschiff ein gotisches Netzgewölbe mit floraler Ornamentik gegeben. Aus dieser Zeit sind Reste einer Darstellung Christi als Weltenrichter auf dem Triumphbogen und Weihekreuze im Chorraum erhalten. Ein lebensgroßes geschnitztes Kruzifix, geschnitztes Maßwerk und zwei restaurierte Bleiverglasungen stammen ebenfalls aus dieser Epoche.

Höhepunkt der Kirche ist der in den Jahren 2001/2002 restaurierte dreifach wandelbare Flügelaltar aus dem Jahre 1520. Der Podelwitzer Altar ist einer der letzten vom damaligen Leipziger Bildhauer Stefan Hermsdorf geschaffenen Altäre. Hermsdorf war Innungsobermeister der Leipziger Bildhauer-Zunft. Nach der Einführung der Reformation in Leipzig (1539) musste er sich beruflich neu orientieren. Die Werktags- und Sonntagsseite des Altars zeigen im Mittelschrein jeweils vier Tafelmalereien.


Die Festtagsansicht zeigt lebensgroß geschnitzte und vergoldete Dreiviertelplastiken: Maria mit dem Kind steht im Zentrum und ist umgeben von sechs Heiligenfiguren. In der geöffneten Predella findet sich die geschnitzte Darstellung des Sterbens der Maria. Im Gesprenge stehen weitere vier vergoldete Heiligenfiguren.

Die Kanzel, mit dem reich verzierten Kanzeldeckel, ausgestattet mit Ornamenten und gemalten Darstellungen der vier Evangelisten, von Paulus und Christus am Kanzelkorb und einer Mose-Darstellung auf der Kanzelstütze stammt aus dem Jahr 1594.

Die zweifachen Emporen aus der Zeit ab 1593 wurden Anfang des 18. Jahrhunderts von den Malern Michael Kortzer (1701-1703) und August Roßmäßler (in den 1770er Jahren) gestaltet. Auf den Emporenfeldern sind Darstellungen biblischer Szenen von der Schöpfung bis zur Offenbarung zu entdecken.

Der Klang der Orgel von Johann Gottlob Mende (1841) war nach umfassender Restaurierung 1993 nach 16jähriger Pause wieder zu hören. In den Jahren 2011/2012 konnten zwei seltene historische Zungen-Register (Physharmonika und Oboe) rekonstruiert und eingebaut werden. Nach erneutem Ausbau wegen eines akuten Befalls der Orgelempore durch Echten Hausschwamm konnte sie zu Ostern 2014 wieder erklingen.


Das jüngste Kunstwerk in der Podelwitzer Kirche ist ein vom Leipziger Künstler Markus Gläser 2012 geschaffenes Relief, dass im Eingangsbereich der Kirche an die Opfer von Krieg, Gewalt und Unrecht im 20. Jahrhundert erinnert. Das Relief mahnt, nicht zu vergessen und für Verständigung und Frieden zu wirken.

Der etwa vierzig Meter hohe Kirchturm ist, ebenso wie auch das Dach des Kirchenschiffes, mit Thüringer Schiefer gedeckt. Die sehr schlanke Turmspitze mit vier kleinen Nebentürmchen wurde vermutlich Anfang des 17. Jahrhunderts errichtet. Nach einer dendrochronologischen Untersuchung wurde im Turm Eichenholz verbaut, das 1608 gefällt und frisch verarbeitet worden war. Eine Balkeninschrift aus dem Jahr 1640 zeugt von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Aus dieser Zeit stammt auch die älteste erhaltene Turmknopf-Urkunde, die im Pfarrarchiv aufbewahrt wird. 1647 schließt diese Urkunde in Latein mit hebräischen Einfügungen mit dem Wunsch:
Von den Dreieinen HERRN steige auf Podelwitz herab alles Erbarmen und Segen.
Zu dem Dreieinen HERRN steige aus Podelwitz herauf jedes Gebet und jede Verehrung.

Die Broschüre "Die Kirche zu Podelwitz", erschienen in 2. überarbeiteter Auflage 2011 im Akanthus-Verlag, Text: Dorothea und Timotheus Arndt, Fotografien Jürgen M. Pietsch, (40 Seiten, ca. 30 Farbaufnahmen; ISBN 3-00-006314-5), ist im Pfarramt gegen eine Spende erhältlich und wird auf Wunsch zugesandt.

Besichtigungen und Kirchenführungen sind nach Absprache gern möglich.

Über Spenden, die dem weiteren Erhalt der Kirche dienen, ist die Kirchgemeinde sehr dankbar.